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● Wild und Wald im Gleichgewicht

Auf dem Eschenberg finden regelmässig Forst- bzw. Waldrundgänge statt. An diesen Anlässen treffen sich die Jägerinnen und Jäger des Lehrreviers mit den zuständigen Vertretern des Forstes, um gemeinsam den aktuellen Zustand des Waldes sowie allfällige Probleme zu diskutieren.

Nur so erfährt die Jagd, wo beim Forst «der Schuh drückt» und kann zum Beispiel in Waldregionen mit starkem Wildverbiss mit einer Schwerpunktbejagung Gegensteuer geben. Ist doch eine wichtige Aufgabe der Jagd, den Wildtierbestand so an den verfügbaren Lebensraum anzupassen, dass die Waldverjüngung mit standortgerechten Bäumen auf natürliche Weise möglich ist. Das Ergebnis sind, vom Forst gepflegte und genutzte, vielfältige und reich gegliederte bewaldete Ökosysteme, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Heimstatt bieten.

Findet keine forstliche Pflege und Nutzung statt, entwickelt sich ein dunkler Wald mit geschlossenem Kronendach (Hallenwald) und ohne abwechslungsreiche pflanzliche Unterschicht. Ein solcher Wald bietet sowohl hinsichtlich Arten- als auch Individuenzahl nur wenigen Tieren Lebensraum.

Ohne Jagd auf Schalenwild, wie zum Beispiel Reh, ist die natürliche Waldverjüngung durch Verbiss stark eingeschränkt oder sogar unmöglich. Viele und insbesondere seltene, aber ökologisch wichtige Pflanzenarten verschwinden. Die Verarmung der Vegetation führt unter anderem zu einer Abnahme des Insekten- und Vogelbestandes, während die nicht bejagten Schalenwildbestände drastisch zunehmen. Durch den zunehmenden Konkurrenzdruck um natürliche Ressourcen erfahren die Wildtiere Stress, der ihre Vitalität herab- und ihre Krankheitsanfälligkeit heraufsetzt.

Nur wenn das Wild seriös bejagt und das Holz nachhaltig genutzt wird, entsteht ein ideal strukturierter, vielfältiger Wald mit einer reichhaltigen Fauna und Flora. Damit das so bleibt, arbeiten Jagd und Forst gemeinsam daran, dass auch zukünftige Generationen abwechslungsreiche, naturnahe Waldbiotope mit hoher Biodiversität erleben können.

(Der Artikel wurde erstmals am 25. August 2021 publiziert)

Am Anfang des gemeinsamen Rundgangs werden grundsätzliche Themen behandelt, wie die bisherige Zusammenarbeit zwischen Forst und Jagd, die aktuelle Verbisssituation oder die Ausbreitung invasiver Neophyten auf dem Eschenberg (Foto: Winand Brinkmann)

Die Zusammensetzung des Waldes hinsichtliche des Baumbestands hängt von den Bodenverhältnissen und Witterungseinflüssen ab. Weiter muss bei der Waldentwicklung die durch den Menschen verursachte Klimaerwärmung berücksichtigt werden (Foto: Winand Brinkmann)

Der Holzwürfel (Kantenlänge: 87 mm) entspricht dem Holzzuwachs im Winterthurer Stadtwald pro Sekunde. Umgerechnet auf eine Vegetationsperiode (April bis September) ergibt das die Holzmenge, die jährlich wirtschaftlich genutzt werden kann (Foto: Winand Brinkmann)

Geeignete Aufstellungsorte für Jagdeinrichtungen werden gemeinsam diskutiert, damit sie die Forstwirtschaft nicht behindern. Auf dieser Fläche wird Schalenwild zur Förderung des noch jungen Waldes verstärkt bejagt (Schwerpunktbejagung) (Foto: Winand Brinkmann)

Natürlicher Schutz verbissgefährdeter Baumarten: Fichten wachsen auf allen Seiten einer noch kleinen Weisstanne und bewahren diese vor Schäden durch die Naschhaftigkeit der Rehe (Foto: Winand Brinkmann)

Weisstannen-Einzelschütze aus bei der Waldpflege anfallendem Holz sind nachhaltig und müssen später nicht abgeräumt werden, da sie am Einsatzort verrotten können (Foto: Winand Brinkmann)

Üppige Weisstannen-Naturverjüngung in einem durch Saumschlag bewirtschafteten Waldabschnitt mit gutem Lichteinfall (Foto: Winand Brinkmann)

Die IG WaldWild⇗ hat die wichtigsten Informationen zum Lebensraum Wald und Wild im Gleichgewicht und Ungleichgewicht in drei eindrücklichen Illustrationen anschaulich zusammengefasst:

Durch die gemeinsame, nachhaltige Arbeit von Jagd und Forst entwickeln sich vielfältige, durchlichtete Wälder mit einer abwechslungsreichen, pflanzlichen Unterschicht und reicher, gesunder Biodiversität (Illustration: Philippe Schirm)

In einem Wald ohne Jagd ist die Naturverjüngung der Bäume durch eine hohe Schalenwilddichte geschädigt. Es kommt durch Verbiss-, Schäl- und Schlagschäden zu einem Teilausfall der Vegetation und damit der Tierartenvielfalt (Illustration: Philippe Schirm)

Bleibt ein Wald ohne forstliche Pflege und Nutzung, entstehen dunkle, vegetationsarme Hallenwälder mit geringer Biodiversität (Illustration: Philippe Schirm)

Das PDF enthält die drei Illustrationen zum Lebensraum Wald und Wild im Gleichgewicht und Ungleichgewicht mit Erklärungen: